Immer wieder wird über das große Thema „Strategie“ gesprochen – und nach meiner Erfahrung werden innerhalb kürzester Zeit wichtige Begriffe wild durcheinandergeworfen.
Ein heilloses Chaos!
Wie sollen die eigenen Mitarbeiter die Strategie nicht nur kennen, sondern auch emotional dafür brennen, wenn nicht mal auf oberster Eben klar ist, welcher Begriff was bedeutet – und dann womöglich auch falsch verwendet wird.
Ein Beispiel? „Wir machen heute Strategische Planung!“
Nein, tut ihr nicht – so etwas gibt es eigentlich gar nicht. Es gibt das Thema Strategie, genauso wie es Ziele und eine Planung und deren Umsetzung gibt.
Aber das eine ist nicht das andere, und dürfen schon gar nicht derartig vermischt werden.
Wer also 5% Wachstum ausruft, hat somit lediglich ein Ziel definiert, aber keine Strategie.
Wer seine Verkaufsabteilung schulen will, hat eine Maßnahme definiert, aber keine Strategie.
Aber, mal langsam!
Strategie und Strategische Fallen
Strategie ist ein vielfach falsch verwendeter, und damit diffuser und schwammiger Begriff.
Mit diesem Mythos müssen wir erst einmal aufräumen!
Jedes Unternehmen hat diverse Ziele bezüglich typischer Metriken wie Marktanteile, Wachstum, Umsatz und diversen anderen Größen.
Diese Ziele sagen schlicht aus – „da wollen wir hin!“ („Wohin“ geht die Reise!)
Die zugehörige Strategie sagt aber aus, womit wir diese Ziele erreichen wollen bzw. eigentlich genauer gesagt, glauben das zu tun.
Es ist ein Zeitpunkt und ein Zustand (typischerweise in ein paar Jahren) in der Zukunft, der es uns erlaubt unsere Ziele zu erreichen.
Zur eigentlichen Umsetzung werden dann diverse Maßnahmen definiert, geplant und umgesetzt.
Eine gut definierte Strategie ist ein emotionales Zielbild, dass es jedem im Unternehmen erlaubt sich daran zu orientieren.
Strategie, kurz erklärt: Auf diesem Spielfeld wollen wir spielen, so wollen wir spielen, das sind die Fähigkeiten, die wir dazu brauchen, um am Ende zu gewinnen.
Hier mag es unterschiedliche Strategische Optionen geben – und die sollte man miteinander vergleichen, um sich am Ende für eine zu entscheiden, die nach ihrer Logik die Vielversprechendste ist.
Hier kommt das große Problem: Wir können im Vorfeld gar nicht beweisen, dass diese Strategie die Beste ist bzw. überhaupt erfolgreich sein wird. Strategie ist am Ende eine Theorie, die natürlich einer gewissen Logik folgt.
Aber keine wochenlange Marktpotentialanalyse und sonstige Beschäftigungstheorien werden Ihnen hier helfen (das stellt übrigens auch ein großes Problem für Start-Ups und kleinere Unternehmen dar).
Es gibt hier keine Sicherheit oder Erfolgsgarantie.
Warum? Das liegt in der Natur der Sache. Sie können Ihre Kunden am Ende des Tages nicht kontrollieren. Punkt. Fertig.
Das ist äußerst unangenehm für alle – denn eigentlich sollte man ja vorher schon „wissen, was man tut“.
Oder?
Genau darum laufen so viele Menschen immer wieder in die einfache Falle zu sagen „Wir eröffnen 10 neue Shops und eine Fabrik“ und nennen das dann Strategie.
Das sind vielleicht geeignete Umsetzungsmaßnahmen – aber eben nur vielleicht und sicherlich keine Strategie.
Aber ist einfach, weil es kontrollierbarer ist ein paar Geschäfte aufzumachen und eine Fabrik als sich ernsthaft mit einer mutigen Strategie auseinanderzusetzen.
Strategie vs. Ziele vs. Maßnahmen
Wenn wir diese Begriffe kurz und einfach versuchen zu unterscheiden:
- Ziele → Wohin geht die Reise? Das heißt unterschiedliche Größen wie Marktanteile, Wachstum, etc.
- Strategie → Womit erreiche ich diese Ziele? Ein Zielbild in der Zukunft, der die Erreichung von den gesetzten Zielen ermöglicht
- Maßnahmen, Pläne & Umsetzung → Was machen wir, um unsere Ziele zu erreichen? Bspw. durch die Eroberung neue Märkte, Produkte, etc.
Diese Unterscheidung ist in der Praxis meist schwierig umzusetzen und erfordert viel Disziplin. Gerade in Unternehmen, die bisher alle Begriffe durcheinander und wahrscheinlich teilweise synonym verwendet haben.
Wer sich von der Konkurrenz abheben will, dem kann ich nur dringend raten dies mit hoher Disziplin zu verfolgen.
Andernfalls werden sie sich verrennen, und bestenfalls den Zustand A (sprich der Zustand „heute“) etwas adaptieren, herumoptimieren und sonst nichts erreichen.
Aber genau das kann die Grundlage für den Misserfolg von morgen sein.
Ein kleines Beispiel:
Nehmen wir mal zwei Fußballvereine her. Der eine ist in Barcelona daheim und der andere in Madrid (ganz zufällig gewählt!).
Beide definieren ihre Ziele wie folgt:
- Sie wollen die Champions League gewinnen
- Sie wollen spanischer Meister werden
- Sie wollen attraktiven Fußball spielen und viele Tore machen
Absolut die gleichen Ziele, oder?
Jedoch definieren beide Vereine unterschiedliche Strategien.
Madrid setzt auf den Zukauf teurer Superstars, die den Erfolg bringen soll. Gleichzeitig sollen diese auch ordentlich Werbeeinnahmen in die Kasse spülen, um den internationalen Glanz auch bezahlen zu können. Darüber hinaus braucht es natürlich einen internationalen Star-Trainer, der diese Herren auch irgendwie zum erfolgreichen Fußball bringt.
Barcelona jedoch setzt vor allem auf seine Nachwuchsabteilung und fördert primär die eigenen Talente. Die sollen idealerweise jahrelang in der ersten Mannschaft spielen, die eigene DNA fördern und auch von einem ehemaligen Spieler trainiert werden – denn der kennt die Denkweise und Spielart des Vereins in und auswendig!
Die Ansätze der beiden sind grundsätzlich unterschiedlich, verfolgen aber dieselben Ziele. Keiner kann im Vorfeld wissen wer – nehmen wir mal einen 3-jährigen Zeithorizont an – die erfolgreichere Strategie von beiden hat!
Würde jetzt beispielsweise Barcelona Maßnahmen definieren, viel Geld in die eigene Nachwuchsakademie zu stecken, dann würde das zur Strategie passen. Würden sie aber erstmal 5 internationale Stars mit einem Durchschnittsalter von 29 Jahren zu kaufen – definitiv nicht!
Tipps und Tricks für die Praxis
Eines vorweg: Mischen sie die Themen nicht in den einzelnen Meetings! Wer Ziele, Strategie und Maßnahmen dauernd gemeinsam in die Luft wirft, darf sich nicht über Chaos wundern.
Starten sie am besten mal damit, sich über die Zukunft und Ziele ihres Unternehmen Gedanken zu machen.
Ganz unabhängig davon, wo sie heute stehen. Denn wer das tut, optimiert nur den Ist-Zustand („3% mehr Umsatz!“) und wird es kaum schaffen über den Tellerrand hinaus zu kommen.
Erst wenn sie und Ihre Führungsmannschaft sich auf die Ziele geeinigt haben, ist es sinnvoll sich über den Strategischen Ziel-Zustand Gedanken zu machen.
Es geht dabei nicht sich zu überlegen: Wir sind heute hier – und von da können wir nach links oder rechts gehen, vielleicht auch gerade aus. Würde IBM so denken, dann würden sie heute wahrscheinlich nicht mehr existieren.
Denken Sie viel mehr: Was wäre der ideale Zustand in der Zukunft, der uns Erfolg verspricht? Egal ob dieser heute vielleicht völlig utopisch erscheint im Vergleich zu heute.
Vergessen sie nicht unterschiedliche strategische Zielzustände zu entwerfen – um sich dann am Ende für einen zu entscheiden.
Eine Strategie sollte möglichst kurz, kompakt und einfach zu verstehen sein. Verkomplizieren sie ihre Strategie nicht unnötig, und verschriftlichen sie diese. Wer mehr als eine Seite braucht hat definitiv etwas falsch gemacht.
Ihre Logik und wieso es gerade diese Strategie sollten klar sein – aber für jeden im Unternehmen.
Nehmen sie sich und ihrer Mannschaft die Angst vor einer ambitionierten Strategie. Es gibt wie bereits keine Garantie für das Eintreten, und sie können ihn nicht kontrollieren.
Das heißt auch, dass sie und ihr Team auf dem Weg öfter mal scheitern werden – und diese gesunde Kultur des Scheiterns ist immens wichtig, um Großes zu erreichen. Akzeptieren sie die „Angst“ zu versagen!
Aber sie können natürlich laufend an ihrer Theorie, wie die Zukunft aussieht arbeiten und ihre Strategie adaptieren, sofern notwendig.
Erst wenn diese wirklich steht, kann es in Meetings für die benötigen Maßnahmen gehen. Und jetzt haben sie auch ein Leitbild, an dem sich alle orientieren können.
Das funktioniert dann auch sehr gut für KMUs und nicht nur für Unternehmen mit eigenen Strategieabteilungen.
Zusammenfassung
Wenn jetzt noch etwas unklar ist, sollten wir dringend miteinander sprechen!
Eigentlich ist es ganz einfach. Denn mit einfachen Mitteln erklärt, versteht schnell jeder, was eine Strategie ist, was Ziele sind oder Maßnahmen. Wer das in der Praxis trennen kann, hat schon einiges gewonnen.
Aber dann alles auch konsequent und diszipliniert auf den Boden zu bringen, ist natürlich nochmal eine andere Liga.
Viele Unternehmen scheitern nämlich dann bei der Umsetzung ihrer Strategie, die eigentlich ziemlich gut gewählt ist!