Braucht es überhaupt eine Strategie?

Braucht es überhaupt eine Strategie?
Braucht es überhaupt eine Strategie?

Erst kürzlich bei einem Gespräch über alles mögliche sagte ein Geschäftsführer relativ provokant zu mir: „Strategie?“ gefolgt von einer kurzen Pause.

Dann legte er nach und meinte lapidar: „Eigentlich haben wir nicht wirklich eine. Wir machen immer dasselbe, und bis jetzt hat es ja ganz gut funktioniert.“

Das hat mich etwas zum Nachdenken bewogen.

Braucht es denn überhaupt eine „Strategie“ um erfolgreich zu sein?

Ich habe dazu 2 Sichtweisen für mich entwickelt.

Die eine ist relativ simpel: Es gibt sehr wohl eine Strategie – nur wird sie weder als solche bezeichnet, noch als solche gesehen.

Viele Strategen – egal ob Unternehmer, Politiker oder vielleicht frühere Eroberer – haben sich selbst also eben solche nie gesehen oder gar bezeichnet.

Denn für manche kommt Strategie ganz natürlich daher – ohne den üblichen Zirkus, den so manche große Unternehmensberatung oder Strategie-Abteilungen manchmal veranstalten.

Die andere Sichtweise ist aber wohl jene, die viel öfter vorkommt in der Praxis:

Es gibt wirklich keine echte Strategie, die verfolgt wird, aber es funktioniert eben doch irgendwie.

Sind wir mal ehrlich:

Wahrscheinlich gefühlt 9 von 10 der Unternehmen haben keine echte Strategie, die den Namen verdient.

Sie glauben vielleicht eine zu haben – weil es einen Plan gibt, ein Vision-Statement, KPIs oder ein Zielbild für die nächsten zwölf Monate.

Doch all das ist operativ. Es ersetzt keine Strategie. Es beantwortet weder das „Warum“ noch das „Wie genau“.

Es ist Geschäftstätigkeit, keine Richtung.

Der große Rest hat vielleicht ein Strategiepapier.

Es steht irgendwo – in einer Präsentation, einem Dokument, oder im Intranet. Es wird bei Bedarf hervorgeholt, angepasst, wieder abgelegt.

Strategie Papier

Strategisch wirksam ist das selten.

Aber, dann gibt es noch den kleinen Rest – ein Minderheit wie ein berühmtes, gallisches Dorf.

Die Unternehmen, die wissen, was sie tun – und was sie bewusst nicht tun.

Die Klarheit haben über ihr Spielfeld, ihre Regeln und ihre Hebel.

Die nicht alles für jeden machen, sondern gezielt Wirkung erzeugen. Sie sind selten – und meistens ganz vorne dabei.

Und trotzdem gilt: Die überwiegende Mehrheit funktioniert – irgendwie.

Warum? Weil der Markt es hergibt.

Solange Nachfrage da ist, reicht es, ein bisschen schneller, günstiger oder anpassungsfähiger zu sein als der Durchschnitt.

Viele überleben, manche wachsen sogar – ohne echte Strategie. Weil operative Exzellenz oft reicht, wenn der Rückenwind stark genug ist.

Aber: Das ist kein Beweis für strategische Stärke – sondern ein Beleg für strukturelle Trägheit im Markt. Und eine gefährliche Illusion.

Warum es (meist) auch ohne Strategie geht

Der Erfolg vieler Unternehmen kommt nicht unbedingt trotz fehlender Strategie – sondern wegen günstiger Rahmenbedingungen.

Solange Märkte wachsen, Nachfrage da ist und die Konkurrenz mit denselben Herausforderungen kämpft, reicht oft schon eine solide Umsetzung.

Ein guter Vertrieb, ein verlässliches Netzwerk, ein Produkt, das sich nicht allzu viele Schwächen leistet – und man ist dabei.

Hinzu kommt: Man kann fast immer irgendetwas besser machen als andere. Ein wenig günstiger. Etwas schneller. Oder schlicht sympathischer.

Das reicht in vielen Fällen schon, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Aber das ist keine Strategie – das ist Performance.

Es ist Reaktion auf Marktimpulse, nicht Gestaltung des eigenen Spielfelds.

Und genau deshalb fällt es oft gar nicht auf, dass eine strategische Grundlage fehlt.

Man wächst eben mit – wenn auch meist zufällig, nicht gezielt.

Das Unternehmen läuft, weil der Markt läuft.

Doch wer sich nur über operative Exzellenz definiert, bleibt in einem Spiel, das andere steuern.

Man ist Teil des Systems – aber nie außerhalb davon.

Nie mit echtem Vorsprung. Nur immer ein kleines Stück besser als die anderen.

Was passiert, wenn sich die Rahmenbedingungen verschieben

Solange alles läuft, stellt kaum jemand die Frage nach Strategie.

Warum auch? Es gibt keinen Anlass – und Dokumente sind geduldig.

Doch diese Komfortzone ist oft trügerisch.

Märkte verändern sich – manchmal langsam, manchmal abrupt.

Man denke nur an die letzten Monate: Seit COVID-19, Ukraine-Krieg, Lieferkettenprobleme, Inflation, Wahlen mit geopolitischer Sprengkraft, Handelskonflikte, Vertrauenskrisen.

Die Liste scheint sich monatlich zu vergrößern.

Corona Krise

Oder schlicht ein Abschwung im Konsum. Plötzlich wird aus stabiler Nachfrage eine zähe Zurückhaltung.

Wo vorher „mehr vom Gleichen“ gereicht hat, funktioniert das alte Modell nicht mehr.

In solchen Phasen trennt sich das Operative oft vom Strategischen.

Operative Exzellenz reicht nur noch, um möglichst wenig Schaden zu nehmen.

Strategie dagegen schafft die Möglichkeit, neu zu positionieren – oder überhaupt handlungsfähig zu bleiben. Vor allem dann, wenn die Strategie laufend überprüft wird – und nicht nur pro-forma alle 5 Jahre.

Man hat keinen klaren Rahmen, keine übergeordnete Perspektive.

Das Ergebnis: Reaktivität. Hektik. Sparmaßnahmen ohne Richtung.

Und je enger der Markt wird, desto härter trifft es jene, die nichts anderes hatten als den Rückenwind guter Jahre.

Der strategische Unterschied

Strategie ist aber kein Notfallsystem für Krisenzeiten.

Sie ist der zentrale Hebel für überdurchschnittlichen Erfolg.

Denn wer eine klare Strategie hat, macht nicht einfach weiter – er trifft bewusst andere Entscheidungen.

Er folgt nicht dem Markt, sondern definiert seinen Markt. Er konkurriert nicht auf Preis oder Tempo, sondern auf Relevanz.

Das großartige daran: Relevanz lässt sich nicht kopieren.

Gerade deshalb sind strategisch geführte Unternehmen langfristig erfolgreicher.

Sie wachsen nicht schneller, weil sie härter arbeiten – sondern weil sie weniger Reibungsverlust haben.

Weil sie nicht jedem Trend hinterherlaufen, sondern gezielt das verfolgen, was Wirkung entfaltet.

Strategie bedeutet nicht, mehr zu machen – sondern das Richtige zu machen.

Und genau deshalb ist sie nicht nur ein Schutzschild in schwierigen Zeiten – sondern der vielleicht einzige Weg, dauerhaft über dem Markt und der Konkurrenz zu stehen, anstatt nur im Wettbewerb mitzuschwimmen.

Wachstum, Differenzierung, Unabhängigkeit – das ist kein Zufall. Das ist Strategie.

Fazit: Strategie ist kein Muss – aber ein klarer Vorteil

Man kann erfolgreich sein, ohne Strategie.

Viele sind es – zumindest so lange, wie die Umstände mitspielen.

Doch wer mehr will als nur mitzuhalten, wer auch in schwierigen Zeiten handlungsfähig bleiben – oder gezielt wachsen will – kommt an strategischer Klarheit nicht vorbei.

Strategie ist nicht Pflicht. Aber sie kann der der Unterschied sein!

Die Frage ist nicht, ob sie überleben – sondern ob sie führen.

Wenn Sie darüber sprechen wollen, wie echte Strategie in Ihrem Unternehmen aussehen kann dann kontaktieren sie mich!

by Juergen

Executive Consultant & Coach - High-Performance Management und die Kunst, schnell und effektiv das eigene Potential der Organisation auf den Boden zu bringen.

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